Bertram von Sturm

Auf dieser Seite ist der Inhalt des gesamten 4. Kapitels des Buches einzusehen.

4. Bertram in Frankfurt (Auszug aus dem Buch)

und der Adelsbrief

Nur ein enges Zeitfenster steht uns für die Spurensammlung und Beobachtung des Kaiserlichen Rats und Obercommissarius Bertram zur Verfügung:

Es sind die Jahre von 1630 bis 1639; die letzten Jahre seines Lebens.

Aber welche Fülle von Information und welchen Nutzen können wir, seine Nachfahren, daraus gewinnen:

  • Durch die von ihm verfasste Genealogie haben wir Kenntnis über unsere Herkunft und über unsere Ahnen bis zurück ins 15. Jahrhundert.
  • Durch seine Leistung und Aktivität kam es zu der Standeserhöhung, die im Adelsdiplom und dem Wappenbrief, am 12.September 1632 von Kaiser Ferdinand II. unterzeichnet, gipfelte. Damit verdanken wir ihm den klangvollen Namen

    von Sturm zu Vehlingen.

  • Alle Linien unserer Familie finden eine Bündelung bei Bertram, siehe Tafel 4.1, und bei seinem einzigen Sohn Ferdinand Philipp Casimir.


Tafel 4.1:  Familientafel des Bertram

Heinrich oo     Veronica Ott
* ca.1568 †ca.1621     ca.1592     * ca.1575 † n.1656  
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Bertram v. Sturm zu Vehlingen
* ca.1593 †20.1.1639
1. oo Magdalena (Schwebel?), † 7.4.1636
2. oo 1636, Anna Ursula Knebel v.Katzenellenbogen
* 1613 † 1658
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Ferdinand Philipp Casimir
* 14.4.1637 †ca.1685
Maria Susanne
* 21.4.1639 †13.1.1640



4.1 Der Weg zum Adelsbrief

Unter der Obhut seiner Eltern, und auch in deren Tradition, wächst Bertram im Herzogtum Jülich auf. Er wird gegen 1593 geboren und sicher hat er eine solide Ausbildung genossen, vielleicht war es ein Jura-Studium.

Ihn hält es aber nicht in der engeren Heimat, und als 1618 ein Krieg ausbricht, von dem man nicht wissen konnte, wie verheerend er sich entwickeln würde, sucht er Kontakt zu den "Kaiserlichen".
Er avanciert zum Kriegskommissar und Oberkriegskommissar, und er nutzt die Gunst der Stunde, bei Kaiser Ferdinand II. die Erneuerung des alten Adelsstandes seiner Familie zu betreiben - und das mit vollem Erfolg.



Etwa 1630 verfaßt Bertram eine Genealogie, wohl als eine der notwendigen Voraussetzungen für die angestrebte Standeserhebung. Zusammen mit der Genealogie sind die übrigen Aktenstücke, die im Österreischen Staatsarchiv zu dem Vorgang der Adelserhebung aufgehoben werden [4.1], im Anhang 10.1 in transkribierter Form wiedergegeben.

Der Stil, in dem die Genealogie verfaßt ist, spiegelt die Persönlichkeit wieder:
Er spricht voller Hochachtung von seinem "Vatter selig" Henricus Sturm und der noch lebenden "Liebe fraw Mutter", aber er ist auch unnachgiebig in der Verfolgung seiner Ziele, wie sich später auch aus den Eintragungen in den Bürgermeisterbüchern ablesen läßt.



Seine Genealogie [4.1] - siehe die vollständige Transkribierung der für unsere Familiengeschichte so entscheidend wichtigen Urkunde in der Anlage 10.1 zum Abschnitt 4.1 - listet seine Vorfahren auf:

Henricus, der Anno 1300 im Fürstentum Berg erschienen sein soll, eine wohl legendäre Gestalt. Er soll eine v.Vehlingen zur Ehegattin genommen haben.
Historisch erscheint dagegen

Conradus, Fürstlich Jülicher Rat und Bürgermeister von Düsseldorf,

Adolphus, wie sein Vater Bürgermeister der Bergischen Hauptstadt,

Bertramus, der als Schöffe, Kellner und Bürgermeister nach Münstereifel geht, und

Heinrich, der in die Fußstapfen seines Vaters tritt.


1630 untermauert Bertram seine Aussage noch mit der Vorlage des Ehelichkeits- und Adelsattests von 1584, ausgestellt von der Regierung des Herzogtums Jülich in Düsseldorf [3.16]. Hier war die Familie durch die Vertretung in hohen Ämtern wohl bekannt.
Das Attest befindet sich im vollen Wortlaut in der Anlage 10.1 zum Abschnitt 3.3.

1632: Am 12. September wird das Adelsdiplom für Bertram ausgefertigt und von dem Habsburger Kaiser Ferdinand II. unterzeichnet.




Hier sollen nun einige Erklärungen zu dem Verfahren der Standeserhebung zu Ende des Mittelalters und zu Beginn der Neuzeit folgen:

Standeserhöhungen, wie die Erteilung des Adelsdiploms, des Wappenbriefs, die Bestätigung oder Erneuerung des Adels, auch die Erhebung auf einen höheren Grad oder in den nichterblichen Adelsstand, waren zunächst einzig und allein dem Kaiser (später im großen Palatinat auch an Landesherren übertragen) vorbehalten.

Ferdinand II. errichtet dazu 1629 die "Österreichische Hofkanzlei" als oberstes Verwaltungsorgan für die habsburgischen Erbländer. Sie sollte den Einfluß des Kurerzkanzlers in Mainz und der Reichsstände über die Reichshofkanzlei schmälern. Das gelang mit z.T.hervorragenden Staatsmännern, wie Vizekanzler v. Strahlendorff, einem Abkömmling einer berühmten österreichischen Familie, die auch in den späteren Türkenkriegen große Meriten erwerben sollte.

Alle Standeserhöhungen lagen in der Kompetenz der Österreichischen Hofkanzlei.
Während der Regentschaft der Habsburger Kaiser von Karl V. bis zu Karl VI. gab es etwa 20.000 Standeserhöhungen.


Die Regierungszeiten der Kaiser sind im folgenden aufgelistet:

Habsburger Kaiser im Heiligen Römischen Reich
1556 dankt Karl V. ab, Teilung des Habsburger Weltreichs
1556-64 Ferdinand I.
1564-76 Maximilian II.
1576-1612 Rudolf II.
1612-19 Mathias in Spanien:
1619-37 Ferdinand II. 1621-65 Philipp IV.
1637-57 Ferdinand III.
1658-1705 Leopold I.
1705-11 Josef I.
1711-40 Karl VI.
1742-45 Karl VII. Albrecht
1745-65 Franz I. v. Lothringen (verheiratet mit Maria Theresia v. Habsburg, Tochter von Karl VI.)
1765-90 Josef II.


In der Zahl 20.000 sind auch die Wappenbriefe (deren Erteilung nicht mit der Erhebung in den Adelsstand gekoppelt war), die Confirmationen, die Erhebung in den nichterblichen Adel neben den Adelsdiplomen enthalten.


Unter Ferdinand II. gab es im Mittel 62 Standeserhöhungen pro Jahr, doch war die Anzahl nach 1630 deutlich geringer und entsprach mehr der in den folgenden Jahrzehnten.

Vergleich der mittleren Anzahl der Standeserhöhungen pro Jahr während der Regentschaft der einzelnen Kaiser:

Karl V. 12 Ferdinand I. 5,7
Maximilian II. 12,3 Rudolf II. 45
Mathias 29 Ferdinand II. 62
Ferdinand III. 35 Leopold I. 27,8
Josef I. 43 Karl VI. 31,6


Die erste Seite des Adelsdiploms vom 12. September 1632, wie es im Österreichischen Staatsarchiv Wien [4.1] aufgehoben wird, ist in der Abb. 4.2 zu sehen. (Außerdem ist sie Titelbild dieser Seite)

Abbildung 4.2

Die vollständige Wiedergabe des transkribierten Textes der Urkunde ist in der Anlage 10.1 zu Abschnitt 4.1 aufgenommen.

Teile des Adelsbriefes transscriptiert als PDF

Der Wappenbrief:

Rund um das Wappen

4.2 Wappenkunde (Heraldik)

4.3 Die abenteuerlichen Jahre 1634 und 1635

4.4 Das geistige Umfeld und Frankfurt im 30-Jährigen Krieg

4.5 Eintragungen in den Bürgermeisterbüchern der Stadt Frankfurt

4.6 Die Familie Bertrams

4.7 Anna Ursula Knebelin v. Katzenellenbogen (Bertrams Frau)

4.8 In den Diensten des Erzkanzlers und Kurfürsten von Mainz

4.9 Sondermission in der Pfalz

4.10 Die Familie nach Bertrams Tod

vSt

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